Immer weniger Zivilprozesse

Den Gerichten schwimmen ihre Fälle davon – unter dieser Überschrift erörtert der Jurist und Journalist Prof. Joachim Jahn in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Prozessschwund vor deutschen Zivilgerichten.

Zahlen zur Justizauslastung kaum belastbar

Jahn bezieht sich auf die Ausführungen des Bremer Professors Gralf-Peter Calliess beim Deutschen Juristentag 2014. Calliess zufolge gebe es einen auffälligen Zusammenhang zwischen der Belastung der Gerichte und dem Umfang der erledigten Fälle: Die Gerichte gälten heute trotz kontinuierlich sinkender Fallzahlen immer noch als überlastet – eine Einschätzung, die freilich auf der Selbstwahrnehmung der Justizangehörigen beruht. Es fehle hier an einer verlässlichen Justizforschung, die die Gründe für den Prozessschwund unvoreingenommen analysiert.

Fallrückgang womöglich auch durch zunehmende Bedeutung von Schlichtungsstellen

Weiter zitiert Jahn den Hannoveraner Professor Christian Wolf. Ihm zufolge sei es nicht unwahrscheinlich, dass Schlichtungsstellen unterschiedlicher Branchen inzwischen viele Fälle bearbeiteten, die früher bei der staatlichen Justiz gelandet wären. Hinzu komme, dass aufgrund der günstigen Zinsentwicklung Anspruchsgegner heute tendenziell lieber einen billigen Kredit in Anspruch nehmen, als sich auf Zahlung verklagen zu lassen.

Der Beitrag von Professor Jahn ist online abrufbar auf den Seiten der FAZ.