Gut drei Jahre, nachdem sich der US-amerikanische PayPal-Ableger Modria den niederländischen ODR-Dienstleister Juripax einverleibt hat, wurde Modria im Sommer 2017 seinerseits vom Technologiedienstleister Tyler Tech geschluckt.
Tyler Tech übernimmt Modria
Modria wurde im Jahr 2011 von einem Team um Colin Rule gegründet, der zuvor den Aufbau der Konfliktmanagementsysteme bei eBay und PayPal betreut hatte. Über Modria bestand nun für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen die Möglichkeit, die bei eBay und PayPal erprobten Technologien für sich zu nutzen. Der zentrale Vorteil der Modria-Software liegt darin, dass sie die zentrale Bearbeitung und Steuerung einer Vielzahl parallel laufender Fälle ermöglicht. Für Tyler Technologies, einen texanischen Softwareanbieter mit Schwerpunkt im öffentlichen Bereich, war die Modria-Software nun eine lohnenswerte Ergänzung des eigenen Portfolios. Die Modria-Technologie soll künftig insbesondere im kommunalen Beschwerde- und Rechtsstreitmanagement eingesetzt werden und hier erhebliche Bürokratiekosten einsparen.
Vorbild für Software-Modernisierung in Behörden und Gerichten?
Amerikanische Kommunen werden nun in den kommenden Jahren Erfahrungen mit der Modria-Technologie sammeln, die auch für deutsche Behörden und Gerichte interessant sein könnten. Der elektronische Geschäfts- und Rechtsverkehr steckt nämlich in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Der nächste Schritt, das sogenannte besondere elektronische Anwaltspostfach (beA), sollte nach mehreren Verschiebungen schließlich Anfang 2018 einsatzfähig sein. Aufgrund gravierender Sicherheitslücken wird es allerdings nicht dazu kommen. Diese Störfälle mindern die Attraktivität der staatlichen Konfliktlösung und schaffen Raum für private Anbieter, auch wenn diese nicht immer nach den Regeln des geltenden Rechts operieren. Gerade im Bereich des Rechtswesens wäre es aber aus der Perspektive des Staates wichtig, neue Technologien selbst einzusetzen, statt das Feld Anderen zu überlassen. Ein klug strukturiertes, leistungsfähiges und sicheres Kommunikations- und Fallmanagementsystem ist heute ein Wettbewerbsfaktor auf dem Markt der Konfliktlösung. Die staatlichen Organe der Rechtspflege sollten hier nicht den Anschluss verlieren.